Evangelische Christuskirche

Das Toleranzpatent Joseph II. im Jahre 1781 ermöglichte in Wels die Gründung einer evangelischen Gemeinde, welche 1784 vom Kaiser die Georgskapelle (Almgasse 12) zugewiesen erhielt. Aufgrund der räumlichen Unzulänglichkeit des Gotteshauses sah sich die Glaubensgemeinschaft, allen voran Pfarrer Theodor Klebek, zu einem Neubau veranlasst. Mit der Revolution 1848 kam es zum Wegfall vieler einschränkender Bauvorschriften. Dies ermöglichte den evangelischen Pfarrgemeinden anstatt der bislang nur erlaubten Bethäuser nun Kirchen zu erbauen, für deren Gestaltung die im Katholizismus entwickelten Bauformen genutzt werden konnten. Als erstes evangelisches Gotteshaus in Österreich erhielt die Christuskirche in Wels einen Turm mit Geläute.

In den Jahren 1849 1852 wurde der Bau nach Plänen des Nürnberger Konservators Karl von Heideloff unter der Bauleitung des Hannoveraner Architekten Michael Geiger errichtet, wobei Grundüberlegungen für Ausdruck und Symbol seitens Pfarrer Klebek einflossen. Der vom Historismus beeinflusste Kirchenbau wurde im Stil der Neogotik aufgeführt, jener Stil, der zu dieser Zeit als Ausdrucksform für Sakralbauten bevorzugt wurde.

Neben der Welser Pfarrgemeinde und mehreren Umlandgemeinden kamen viele Vereine und Glaubensgemeinschaften aus Sachsen, Württemberg und Nürnberg für die finanzielle Last des Neubaus auf.

Die Kirche erhebt sich auf kreuzförmigem Grundriss, der jedoch nur am Außenbau in Erscheinung tritt, sich im Inneren für den Besucher aber nicht nachvollziehen lässt. Das dreischiffige Langhaus besteht aus fünf Jochen, wobei im westlichsten Joch die Orgelempore eingefügt ist. Diese kann durch zwei seitlich des Westturmes geführte Stiegen- aufgänge betreten werden. Sie führen auch auf die in den Seitenschiffen und im Westteil eingebrachten Galerien, deren Brüstungen mit Dreipass- und Vierpassformen geschmückt sind.

Die Emporen teilen optisch die mit Maßwerk verzierten Fenster der Seitenschiffe. Achteckige Pfeiler tragen das durch schlichte Rippen betonte Kreuzgewölbe (im Mittelschiff querrechteckig, in den Seitenschiffen längsrechteckig). Der eingezogene Chor ist niedriger als das Langhaus und schließt in fünf Seiten des Achtecks. Die Rippen des Gewölbes ruhen auf Konsolen; die Laibungen der fünf Chorfenster sind mit floralen Reliefs ausgestaltet.

Die Kirche tritt außen als einheitlicher Neubau in Erscheinung. Der 60 Meter hohe Westturm erhielt erst 1860 seine heutige Form. Seine Kanten sind gleich Strebepfeilern abgetreppt und im oberen Bereich durch Fialen geschmückt. Die kreuz- gewölbte Vorhalle des Turmes wird durch das Hauptportal betreten, dessen Gewände mit einfachen Rundstäben verziert ist. Hingegen tragen die in den Langhauswänden eingelassenen zwei Seitenportale reiches Maßwerk. Sie sind zwischen die seitlichen Strebepfeiler eingefügt. Am Außenbau lässt sich auch der kreuzförmige Grundriss ablesen, wobei die Seitenarme durch die Sakristeianbauten gebildet werden. Die Satteldächer des Langhauses sowie die Sakristeien und der Chor sind mit Schiefer gedeckt.

Mit den gotischen Formenmotiven sollte seitens der Erbauer nicht nur eine ansprechende Kirche errichtet, sondern auch ein symbolträchtiges Werk angestrebt werden. Wie aus den Anmerkungen Klebeks hervorgeht, wurde als Grundriss der Kirche ein Kreuz gewählt, das sinnbildlich für die Erlösung steht. Die zwölf das Gewölbe tragenden Säulen symbolisieren die zwölf Apostel, die zehn Langhausfenster erinnern an die zehn Gebote und die fünf Chorfenster an die fünf Wundmale Christi. Die drei an der Turmfassade angebrachten Blendfenster stehen für die Dreifaltigkeit Gottes.

Quelle: www.wels.at (digitaler Architekturführer), Nov. 2011
Fotos: www.wels.at und Homepage der Ev. Pfarrgemeinde, Nov. 2011

Martin-Luther-Platz 1, 4600 Wels

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